Winter is coming

Und schon ist die erste Novemberwoche wieder vorüber. Schlimm wie schnell die Zeit vergeht und dass obwohl die Woche nur mäßig spannend war.

Am Montag bin ich mit Giulia zu einer Buchmesse in der Universität Concordia gegangen. Hier ist es üblich dass die Universitäten im Herbst solche Messen mit Secondhand Büchern veranstalten, um Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln. Leider hatten wir die bedeutend größere Messe der McGill University bereits verpasst.😔
Wir wurden jedoch auch in der etwas kleineren Messe fündig und ich denke die Chancen stehen gut, dass ich am Ende des Jahres ein ganzes Paket voll mit Büchern nach Deutschland schicken muss.😂

Besonders amüsant war außerdem die Auswahl an deutschsprachigen Büchern. Darunter zahlreiche Geschichtsbücher über die NS Zeit, aber auch tonnenweise Reclam Hefte.


Der nächste "Höhepunkt" der Woche war der Mittwoch. Am Vormittag hatten wir von der Schule eine Tour zum Thema jüdische Geschichte in Montreal, da wir zur Zeit ein Buch zu diesem Thema lesen. Es war echt spannend mal eine neue Ecke von Montreal kennen zulernen und ihre Geschichte mit dazu. So wanderten wir 2h lang bei -1°C und Sonnenschein durch die kleinen Nebenstraßen rund um den Saint Laurent Boulevard und hörten alle Details über die Einwanderung der Juden nach Montreal. Obwohl sich das "Jüdische Viertel" im Laufe der Jahre in einen der Vororte verschoben hatte, konnten wir dennoch Überreste davon sehen. So passierten wir viele Synagogen, die durch Ersetzens des Davidssterns mit einem Kreuz heute als Kirchen angesehen werden oder die beispielsweise in Sprachzentren umgewandelt wurden. Alles was in dem Viertel noch Hinweise auf jüdische Einwohner gibt, sind Häuseraufschriften in Yiddisch. Insgesamt eine sehr informative Tour, die mir Montreal ein Stück näher gebracht hat.

Am Nachmittag stand dann für mich ein Vorspiel für das Quebec Youth Wind Ensemble an und da ich seit meiner Ankunft hier nicht sooooooo produktiv geübt habe, machte sich Nervosität in mir breit. Noch schlimmer wurde das Ganze als die Metro sich ausgerechnet an diesem Tag dazu entschied maßenhaft Verspätung zu haben. Obwohl ich wöchentlich Metro fahre, habe ich mich daran noch nicht so ganz gewöhnt und muss ehrlich zugeben das deutsche Zugsystem zu vermissen. Ich hätte nicht erwartet, dass ich das je sagen würde.😂😂 

Naja irgendwie erreichte ich das Lower Canada College dann doch und nach 5 minütigem Vorspiel und ganz viel Lob war ich Mitglied des Ensembles. Am besten war der Kommentar des Dirigenten: Du spielst aber nicht mehr auf High School Level. Du wirst mit Abstand das beste Saxofon im Ensemble sein. Deshalb kannst du einfach gleich heute zur Probe bleiben. 🎷

Gesagt, getan. Die zweistündige Probe verging wie im Flug und hat total viel Spaß gemacht. Das Orchester und die gespielte Musik ähnelt sehr meinem Orchester in Dresden, obwohl die Leute und der Dirigent hier ein bisschen cooler sind. 
 Ab Anfang Dezember gehen dann die Proben für mich los und ich kann es jetzt schon kaum erwarten.

Damit wären wir jetzt auch schon wieder beim Wochenende angekommen. Da wir durch unsere Montreal tour jetzt eine neue interessante Ecke entdeckt haben, machten wir uns am Samstag nochmal auf den Weg dahin. 

ein kleiner Einduck vom Saint Laurent Boulevard
Der Saint Laurent Boulevard ist gesäumt von schmalen, aneinandergereihten Häusern, die im Erdgeschoss trendy Boutiquen und fancy Shops beherbergen. Neben Portugiesischen Restaurants, italienischen Fleischern und spanischen Bibliotheken fanden wir einen allgemein europäischen Laden: La vielle Europe (das alte Europa). 
Kaum waren wir über die Schwelle getreten, konnte ich schon deutsche Spezialitäten erkennen: Haribo, Dominosteine, Niederegger Marzipan, Stollen,.... alles was das Herz begehrt für den vierfachen Preis. Falls mich je das Heimweh überfällt, weiß ich jetzt wo ich hingehen muss.





Im Anschluss ging es zu unserem eigentlichen Ziel: Schwartz's. Das ist ein altes Deli, dass die berühmten Smoked Meat Sandwiches für schlappe 10$ verkauft. Vor dem Laden ist täglich eine quälend lange Schlange und selbst am Take-away Abteil war ordentlich Betrieb. 
Dennoch hat es sich gelohnt und war sein Geld definitv wert.


Zum Nachttisch gab es einen Schokostrudel aus einer kleinen, niedlichen Bäckerei. Wie sich herausstellte war die Besitzerin aus Kroatien und sprach ziemlich gut Deutsch. Es ist immer wieder faszinierend wie multikulturell und vielfältig Montreal ist.


Nachdem alles aufgegessen war, verließen wir diese hippe, Dresden-Neustadt ähnliche Gegend, um zu unserer geliebten Shoppingmeile zurückzukehren. 

Mein neuer Lieblingsladen. Ein paar Socken kostet nur schlappe 30$.
Ich bin jetzt stolzer Besitzer einer Montreal Canadiens Eishockey Mütze und außerdem war es Zeit für ein paar ordentliche Handschuhe. Der Kauf dieser war eine schwere Geburt. Hier gibt es in Sportläden sogar extra Beratungsstellen für Handschuhe. 😱 


Man bemerke das kleine Thermometer auf der rechten Seite der Verpackung. Dieses beschreibt, ob die Handschuhe für cool, cold oder very cold geeignet sind. (PS: cold = bis zu -15°C)
Nun sind wir zumindest klamottentechnisch auf den Winter vorbereitet. Dennoch war es komisch als wir bereits am Donnerstag den ersten Schnee hier fallen sahen. Schon seit längerem sind alle Einfahrten hier mit Schneezeichen und Autoüberdachungen präpariert und das wirkt alles etwas einschüchternd. Ich bin mal gespannt wie schnell ich jetzt mit dem kanadischen Winter konfrontiert werde.

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